Jannis Zotos studierte zwischen 1984 und 1989 klassische Gitarre an der Musikhochschule *Hanns Eisler* Berlin. Zwischen 1984 und 1987 war er Mitglied der Band *percussion & strings*. 1987 bis 1989 spielte er in der Band der deutschen Singer-Songwriterin Barbara Thalheim.
1980 kam es bei der Aufführung des Oratoriums Canto General (Theodorakis / Neruda) in Berlin zur ersten Zusammenarbeit mit dem griechischen Komponisten Mikis Theodorakis. Diese Verbindung sollte nicht mehr abreißen. 1981 u. 1982 Aufführungen des Volksoratoriums Axion esti (Theodorakis / Elytis) unter der Leitung des Komponisten, die in einer LP Aufnahme endet (erschienen bei Eterna). 1987 instrumentiert Jannis Zotos die LP *Gisela May singt Theodorakis* (Amiga). Ab 1990 leitet er das Tour Orchester von Theodorakis, schreibt dafür die Arrangements und begleitet Theodorakis auf seinen Tourneen in Deutschland, Österreich, Schweiz, Luxemburg, Frankreich, Belgien, Norwegen, Holland, Spanien, Türkei, Israel, Canada und natürlich Griechenland. In dieser Zeit arbeitet Jannis Zotos auch mit Maria Farantouri, George Dalara, Dimitra Galani, Maria Dimitriadi, Eli Paspala, Petros Pandis.
1990/91 instumentiert er die CD *Theodorakis sings Theodorakis* (Intuition), 1995 die CD *Birthday Concert – Mikis Theodorakis & Maria Farantouri* (Tropical Music) und 1997 die CD *Together - Mikis Theodorakis & Sülfü Livaneli* (BMG). Zwischen 1997 und 2004 begleitet er auch Maria Farantouri auf ihren Tourneen in Europa u. Amerika.
1990 gründet Jannis Zotos zusammen mit seinem Bruder Thanassis Zotos die „Zotos Kompania“ und beginnt sich intensiv mit Rembetiko Music, Asia Minor Music und traditioneller griechischer Musik zu beschäftigen. Er intensiviert sein Bouzoukispiel und beginnt Oud zu spielen (Lehrer ist der syrische Oudspieler Farhan Sabah). Im Laufe der Zeit entwickelt die Zotos Kompania eine eigene, unverwechselbare Art Rembetico zu spielen. Das griechische Fernsehen ERT dreht bei einer Griechenlandtour einen Dokumentarfilm über die Zotos Compania. 1995 erscheint die CD *Deviation – Zotos Kompania live in Concert* (Cooleur) und 2004 die CD *Lethargía* (anjoke). Die Band wird 2001 zum Folkfestival Gooik/Belgien u. 2004 zum Tanz- und Folkfestival Rudolstadt / Deutschland eingeladen.
Ab 2002 beginnt Jannis Zotos, der Tradition griechischer Komponisten folgend, Lyrik griechischer Dichter zu vertonen. Eine wesentliche Entdeckung war für Jannis Zotos der Dichter Mikis Theodorakis. Vor allem die frühen Texte des Komponisten finden seine besondere Aufmerksamkeit. Er beginnt mit deren Vertonung. Diese Arbeit endet 2009 mit der CD *Die leisen Stimmen der Erinnerung*. Bewusst wählt Zotos für diese Songs die Form von rockigen Popsongs. Es entstehen weitere Alben: „Amour Fou“ (2013) nach Gedichten von Maria Polidouri und Kostas Karyotakis, *Hydra* (2023) nach Gedichten von Georgios Seferis. Zum 90. Geburtstag von Mikis Theodorakis nimmt Zotos ein Tribute Album auf, *Zotos sings Theodorakis* (2015).
Jannis Zotos komponiert für Film u. Theater (*Diese Landschaft ist hart wie das Schweigen* – Ritsos Film, Regie: Joachim Tschirner / *Sunny Point*, Spielfilm, Regie: Wolf Vogel / *Antigonä* v. Sophokles, Neues Theater Halle, Regie: Alexander Stillmark / *Der Auftrag* v. Heiner Müller, Regie: Thomas Bischoff / *Faust I* v. J.W.v.Goethe, Regie: Thomas Bischoff / *Der Sondeur* v. Jannis Ritsos, Regie: Thomas Bischoff / u.a.). 1998 erscheint die CD *Sonne u. Zeit* Maria Farantouri u. Rainer Kirchmann (Lyra), zu der Jannis Zotos einen Teil der Arrangements schrieb.
Statement von Mikis Theodorakis zur CD „Die leisen Stimmen der Erinnerung“
„Bisher in meinem ganzen Leben war ich gewohnt die Gedichte Anderer zu vertonen. Mit Jannis Zotos nun vertauschen sich die Rollen und ich gestehe, dass dieser Umstand in mir ein nicht gekanntes Gefühl hervorruft. Jetzt werde ich Dichter, der entscheiden muss in wie weit die Musik dem wesentlichen Sinn meiner Worte gerecht wird.
Meine erste positive Reaktion traf die Auswahl der Gedichte, welche, jedes für sich, zu den tiefsten, heimlichen Nischen meines Lebens und meiner Gedanken gehören. Die zweite, ebenfalls positive meine ich, ist der musikalischen Sprache in ihrer Ganzheit zu zuordnen: der melodischen Linie, der Harmonik und besonders der Orchestrierung mit den Mitteln des Rock, die alle zusammen eine Atmosphäre die Lyrik, Dichtung und Magie erzeugen.
Dieser Umstand bringt mich persönlich zurück zu Erfahrungen und Zeiten, als ich auf des Messers Schneide lebte, zwischen Realem und Phantastischem, Wirklichem und Unwirklichem, Bewusstem und Unbewusstem, welches für mich der tiefe und einzige EROS ist und war, der mich auslaugt und erlöst ohne Anfang und ohne Ende.
Aus diesen Gründen schulde ich Jannis Zotos Dankbarkeit, weil er mit seiner Musik, wenn ich sie höre, mir hilft, mit den Flügeln meiner vertonten Verse aufzusteigen in eine Welt des Traums, eines Lebens, dessen Existenz mir bisher noch nicht bewusst war.
Letztlich möchte ich die ausgezeichneten Musiker beglückwünschen, die bei der Umsetzung dieses so gelungenen Werkes beteiligt waren.
Athen, 25. September 2009
Mikis Theodorakis“
Im Jahr 2016 schrieb Theodorakis über seinen langjährigen Begleiter, Freund und Mit-Musiker:
"Wir sind also 37 Jahre mit Jannis zusammen, Jahre herzlicher Freundschaft, voll mit Musik, Proben, Aufnahmen, Konzerten und Kooperationen.
Ich betrachte Jannis als Einen der Meinen, ja als einen Teil von mir selbst, als Bruder oder besser: mein Kind. Als er Komponist wurde, freute ich mich, war gerührt und es erfüllte mich mit Stolz. Genau wie jetzt, mit seinem neuen Album, auf dem er meine Lieder interpretiert. Ich danke Ihm und ich wünsche Ihm viel Erfolg.“
Der verstorbene, aber unvergessene Dresdner Musikwissenschaftler, Kritiker, Journalist Peter Zacher (dem es auch wesentlich zu verdanken war, das Mikis Theodorakis in den 1980er Jahren mehrfach in der DDR Konzerte gab) schrieb vor Jahren zu einem der seltenen Konzerte von Jannis Zotos in Dresden:
"Nun kommt die Gruppe um Jannis Zotos mit einer neuen Art von Liedern, die in der Geschichte der griechischen Musik nicht allzu oft aufzufinden sind: die romantischen leisen Lieder. Sie sind am ehesten dem mitteleuropäischen Kunstlied vergleichbar.
So wie das weiche Wasser den harten Stein besiegt, so können diese Lieder Verhärtungen aufbrechen und an tief Verborgenes in den Seelen der Zuhörer rühren. Diese Lieder sind leicht wie Flaumfedern, sie können uns völlig einhüllen und dabei in eine andere Welt entführen.
Sicher werden diese Lieder nicht die Welt verändern, wohl aber haben sie die Kraft, uns selbst zu verändern, indem sie Dinge freilegen, die wir verloren glaubten oder von denen wir meinten, sie nie besessen zu haben."